Feingeistiges vom Ortsbürgermeister

So viel poetische Sensibilität und Feingeistigkeit hätten wir Ortsbürgermeister Barth eigentlich gar nicht zugetraut. Laut dem Nachrichtenblatt Nr. 44 greift der ansonsten sich als „kühler Macher“ präsentierende Ortsbürgermeister bei der Freigabe der sanierten L426/Mainzer Straße zu einer Formulierungen, die vor lauter Poesie nur so strotzt und auch den hartgesottensten Ignoranten deutscher Dichtkunst nur so dahinschmelzen lässt: „Jedem Anfang liegt ein Zauber inne“ wird er dort vom Nachrichtenblatt zitiert, und es bleibt offen, ob Barth als Urheber oder als Nutzer dieser poetischen Formulierung gemeint ist.

 

 

Denn zufälliger Weise hat schon 1941 ein gewisser Hermann Hesse in seinem Gedichtsband „Lebensstufen“ gedichtet: „Und jedem Anfang wohnt ein Zauber inne.“ Doch während Hesse sich mit seiner poesievollen Formulierung auf den positiven Zauber der unterschiedlichen Lebensabschnitte eines jeden Menschen bezieht, lädt Barth, und jetzt müssen die Sensiblen und Feinfühligen unter Ihnen ganz tapfer, die Besucher der Straßenfreigabe einer Ortsdurchfahrt mit dieser feingeistigen Formulierung zu einem Steh- und Schnellimbiss ein.

Offensichtlich steht jedem ehrenamtlich tätigen Ortsbürgermeister amtsmäßig eine Art Fibel mit einem umfangreichen Repertoir an Lebensweisheiten, Aphorismen und geflügelten Worten zur Verfügung, die er wahlweise zur Untermalung von Sonntagsreden und Festansprachen verwenden und einsetzen kann. Allerdings muss er eigenständig dafür Sorge tragen, dass er die Verwendung und Anlässe nicht durcheinander bringt – was nachweislich nicht immer gelingt.

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